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Der Prozess der Reinigung des Geistes

Viele Menschen versuchen zu meditieren -
und sie stellen dann irgendwann fest, dass sie keine Fortschritte machen.
Sie haben darauf vergessen, ihren Geist zu reinigen.
Swami Veda Bharati

Citta-shuddhi - die Hindernisse auf dem Weg klären

Wenn man entspannt und beginnt, den Geist in der Meditation zu sammeln, reduziert sich die Aufnahme äußerer Reize: Manas, der oberflächliche Geist (Wachbewusstsein), wird ruhiger.

Doch dann beginnen aus dem Bereich der latenten geistigen Tendenzen (samskaras, vasanas) im unbewussten Geist Gedanken, Erinnerungen, Ideen, Wünsche, Bewertungen etc. aufzusteigen. Sie lenken die Aufmerksamkeit ab und werden als 'Störungen' im Üben erlebt.

Ursache dieser Ablenkungen sind ungelöste emotionale Spannungsmuster, die im unbewussten Geist eingespeichert liegen.

Im ersten Abschnitt des Übungsweges übt man sich darin, diese geistigen Ablenkungen loszulassen. Zugleich arbeitet man an der Bereinigung der Ursachen dieser auftauchenden Störungen.

Emotionale Spannungen

In allen aus dem Unbewussten unwillkürlich aufsteigenden Inhalten findet immer eine emotionale Spannungstendenz ihren Ausdruck. Es geht in der Meditation nicht darum, diese ablenkenden Gedanken irgendwie loszuwerden, sondern deren Ursachen zu klären und zu lösen.

Methoden der Yogis

Aus den Erkenntnissen der Yogis und Yoginis, gewonnen in intensiver innerer Forschungsarbeit, entwickelten sie vielfältige praktische Ansätze, um den Geist von diesen Tendenzen zu reinigen.

Vier Ansätze stehen im Mittelpunkt:
  • das achtsame Kultivieren der ethischen Verhaltensrichtlinien des Yoga (yama-niyamas) im täglichen Leben
  • das geduldig wiederholte Loslassen auftauchender Ablenkungen in der Meditationspraxis - durch die Praxis der Entspannung (shaithilya), achtsamer Wahrnehmung (smriti-upasthana), Loslösung (sakshi-bhavana) und der Selbsterforschung (atma-vicara)
  • das gezielte Aufbauen förderlicher, das bedeutet vor allem sattvischer Tendenzen des Geistes - als Gegenströmung zu den emotionalen Ursachen der Störungen (prati-paksha-bhavana);
    dazu kultiviert man Eigenschaften wie freundliche Zuwendung, Akzeptanz, Gelassenheit u.a.
  • und auch die Mantra-Praxis bildet ein zentrales Element der Reinigung.

Resultate

Durch achtsames Beobachten und Erforschen seiner inneren Zustände und Tendenzen werden die handlungsmotivierenden emotionalen Antriebskräfte allmählich bewusster. Die Wahrnehmung dringt in zunehmend tiefere Bereiche des unbewussten Geistes vor, man gewinnt ein zunehmend tieferes Verständnis über sich selbst, seine persönlichen Prägungen und Tendenzen - wie man im Leben funktioniert und handelt.

Durch das Anwenden (Kultivieren) der geeigneten Gegenmittel wird es möglich, im Lauf der Zeit belastende, hinderliche bzw. destruktive Gewohnheiten allmählich zu abschwächen (tanu-karana) und schließlich aufzulösen.

Das konsequente Anwenden dieser Methoden 'über lange Zeit' (Yoga-sutras I.14) vermindert die Wirksamkeit dieser hinderlichen Tendenzen sowie ihrer Wurzeln (kleshas) - bis sie schließlich vollständig aufgegeben werden können.

Im dann zunehmend ruhigeren und ausgeweiteten Wachbewusstsein können dann Eindrücke aus den höherschwingenden, klaren und inspirierenden Bereichen des Geistes (buddhi) bewusst wahrgenommen und als Orientierung auf dem eigenen Übungsweg und für die Entwicklung neuer Perspektiven im Leben genutzt werden.

Zwei weitere Resultate dieser Reinigung des Geistes sind:

  • die zunehmende Fähigkeit zu geistiger Sammlung (dharana), die schließlich bis hin zur Einpunktigkeit reicht (ekagrata, unabgelenkte Ausrichtung des Geistes) -
    h. die sonst latenten kreativen Kräfte des Geistes erschließen sich
  • und man erreicht den Zustand von Citta-prasadanam - einen von Klarheit, Harmonie und Schönheit erfüllten Geist.

Die Grundlage des Weges

Dieser Prozess der Reinigung des Geistes von belastenden und einschränkenden Faktoren bildet eine zentrale Voraussetzung für weitere Schritte auf dem Weg der Yoga-Meditation.

Erst mit Entwicklung dieser Grundlagen erwirbt man die Qualifikation für die weiterführende Praxis.

Yoga-sutra I.14:
sa tu dirgha-kala-nairantarya-satkarasevito dridha-bhumih ||

Diese (Praxis) entwickelt nur dann eine stabile neue Ebene (festen Grund), wenn sie
über lange Zeit, ohne Unterbrechung,
mit positiver Einstellung (voll Aufmerksamkeit und Hingabe),
vollständig und unablässig beibehalten wird.

(Samvid)

bindu 200

bindu yoga · meditation

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