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Die Sehnsucht nach Vollständigkeit

Die vier Bedürfnisantriebe und alle aus ihnen resultierenden emotionalen Tendenzen schränken uns auf die Welt der sinnlichen Erfahrungen und Objekte ein.

Doch in uns gibt es einen weiteren Antrieb, ein fünftes Grundbedürfnis:  die Sehnsucht nach Vollständigkeit und Freiheit. Sie entspringt dem Licht unseres inneren Selbst. Tief in uns wissen wir, dass wahre Erfüllung nicht außen, sondern allein im inneren Sein zu finden ist. Es ist ein Zustand der Stille, des Friedens und einer nicht beschreibbaren Freude.

Die Quelle dieser Sehnsucht liegt in Ananda, der transzendenten Freude des spirituellen Selbst. Sie ist transzendent, weil unsere Seinsnatur unvergänglich und von nichts Äußerem abhängig ist. Sie ist immer frei von Leiderfahrungen. Diese wunschlose Freude (ananda) ist nicht vergleichbar mit herkömmlichem Vergnügen (sukha).

Dieser Antrieb zu spiritueller Verwirklichung und Vollständigkeit weist uns den Weg nach innen. Und er ist zugleich die Quelle positiver Motivation - das, was uns zu positivem, konstruktiven Handeln anregt.

Sehnsucht nach Vollständigkeit - fehlinterpretiert

Diese Sehnsucht wird gewöhnlich von Bedürfnisantrieben und emotionalen Tendenzen übertönt. Dieser 'Ruf nach innen', nach Vollständigkeit und Erfüllung wird daher fehlinterpretiert als Suche nach Glück und Vollständigkeit durch äußere Dinge und Erfahrungen.

Sigmund Freud hat diese Sehnsucht als den Wunsch interpretiert, in den Mutterleib zurückzukehren. In Wahrheit ist es diese stets in uns präsente Erinnerung an unsere ursprüngliche Natur - an das unvergängliche Licht, den Frieden, den Zustand vollständiger Freude und Erfüllung, die uns nach innen rufen.

Die innere Sehnsucht aufdecken

Um diese Sehnsucht in sich selbst aufzudecken, kann man beispielsweise im Prozess des inneren Dialogs (Selbsterforschung) damit beginnen, zu ergründen:  'Was ist die tiefste Sehnsucht in mir?' - oder, 'Was ist im Leben wirklich von Bedeutung?' - oder, 'Was will ich am Ende dieser Lebensspanne verwirklicht haben?'

Die Praxis der Achtsamkeit, der Zuwendung, der Konzentration auf 'ein Erleben' helfen uns dabei, diesen nach innen weisenden Antrieb etwas tiefer zu berühren, ihn bewusster zu erfahren und auch zu stärken.

Einen Geschmack davon erhalten wir bereits, wenn wir tief entspannen und zur Ruhe finden. Allein damit beginnt in uns bereits ein Gefühl der Zufriedenheit und Freude aufzudämmern, ein tieferes Verstehen. Oder wenn wir vollständig mit der Empfindung des Fließens des Atems in den Nasenflügeln verbunden sind, entsteht ein Gefühl der Freude, ein harmonisierter geistiger Zustand.

Sobald sich im Prozess der Klärung emotionaler Verletzungen sich unbewusst festgehaltene Spannungsmuster zu lockern beginnen, resultiert es in einem entspannteren, ruhigeren Gewahrsein, in einem Zustand vertiefter geistiger Klarheit und in tieferer Sammlung. Mit jedem Schritt auf diesem Weg der Integration strahlt das Licht des Bewusstseins in uns heller und wird der Ruf nach innen deutlicher erfahren, erleben wir die unvergängliche Freude tiefer.

So wird es allmählich möglich, unsere Abhängigkeit von den vier (animalischen) Bedürfnisantrieben und unser Verfangensein in den aus ihnen resultierenden Emotionen immer mehr abzustreifen. Letztlich entsteht daraus jener einpunktig stabilisierte Geist, jene tiefen meditativen Zustände, in der wir diese wunschlose Freude vollständig realisieren - Sat-cit-ananda: vollständiges Sein, reines Bewusstsein, transzendente Erfüllung.

(Samvid)

bindu 200

bindu yoga · meditation

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