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Gewohnheiten verändern

Gewohnheiten sind sehr stark, aber ihr könnt sie langsam ändern.
Es mag einige Zeit dauern, doch ihr könnt an euch selbst arbeiten.
Wenn ihr wisst, wie ihr mit eurem unbewussten Geist umgehen könnt,
dann werdet ihr euren bewussten Geist zielgerichtet einsetzen können.
Swami Rama

Jede Erfahrung und jedes Handeln hinterlässt einen Eindruck im unbewussten Geistfeld (samskara). Wiederholte gleichartige Erfahrungen und Handlungsabläufe stärken diese Eindrücke. In dieser Weise bilden wir gewisse Verhaltenstendenzen aus (Gewohnheiten, Konditionierungen).

Der unbewusste Geist (citta) - das 'Lagerhaus aller Eindrücke und Erinnerungen' - sollte nicht als etwas Dunkles oder Negatives aufgefasst werden. Citta sammelt einfach nur alle Erfahrungen und speichert sie, vergleichbar mit der Festplatte eines Computers.

Unsere Persönlichkeit ist daher nichts als eine Ansammlung von Gewohnheiten, von automatisierten Verhaltensmustern: ein bestimmter Reiz führt zu einer bestimmten Reaktion.

Dieser Prozess der Gewohnheitsbildung ist natürlich und für viele Abläufe im Leben notwendig. Nur so erlernen wir z.B. das Laufen und Sprechen - oder Fähigkeiten wie Autofahren, Fremdsprachen etc.

Automatische Verhaltensreaktion

Stimuliert durch äußere oder innere Reize wird im Erinnerungsspeicher das korresponierende Erfahrungs- und Handlungsmuster aktiviert. Diese Verhaltensgewohnheit steuert dann gewöhnlich automatisch unser Denken und Handeln.

Probleme entstehen, wenn Gewohnheiten beibehalten werden, die nicht unseren wahren Bedürfnissen entsprechen. Oft halten wir auch schädliche oder belastende Gewohnheiten aufrecht - oft wider besseres Wissen. Wenn man sich beispielsweise ständig überfordert, sich zu wenig Zeit nimmt für Regeneration, sich unausgewogen ernährt, bestimmte Abhängigkeiten entwickelt.

Andererseits entstehen leicht Ärger, Gereiztheit, Frustration, Aggressivität etc., sobald die Ausführung einer Gewohnheit behindert wird, beispielsweise durch andere Personen oder gewisse Umstände.

Gewohnheiten können verändert werden

Wir haben uns bestimmte Gewohnheiten angeeignet. Doch genauso gut lassen sich belastende und hinderliche Tendenzen verändernm durch andere Verhaltensweisen oder Eigenschaften ersetzt werden. Doch dazu muss man für sich Verantwortung übernehmen. Solange man anderen die Schuld zuweist und für sich Entschuldigungen sucht, wird es nicht funktionieren.

Im eigenen Entwicklungsprozess bedeutet das:
man beobachtet und ergründet achtsam und sorgfältig seine internen Vorgänge und sein äußeres Verhalten - bezogen auf körperliche Zustände (z.B. Spannungsmuster erforschen), die Atmung (Atemmuster), die emotionale Reaktion auf sinnliche Eindrücke, sein Bewerten und alle mentalen Abläufe, sowie sein Verhalten in den Lebenssituationen.

Dabei deckt man allmählich sonst unbewusste Verhaltenstendenzen auf. Nur so wird es möglich, sich destruktiver, belastender oder für die eigene Entwicklung hinderlicher Tendenzen bewusst zu werden - die Voraussetzung für die Veränderung derartiger Prägungen.

Buddhi stärken

Die Veränderung solcher Tendenzen kann nur von Buddhi her entstehen. Auf dem spirituellen Weg ist es wichtig, diesen klaren, wachen Aspekt des Geistes zu fördern. Dazu stärkt man gezielt die Funktionen Buddhis - wie klare Wahrnehmung, Unterscheidungsfähigkeit und Entschlusskraft.

Einige zentrale Ansätze hierfür sind:

  • alles beginnt mit Achtsamkeit -
    sie wird anfänglich kultiviert und immer weiter verfeinert in der Praxis systematischer Entspannung und körperlicher Haltungen (asana)
  • dabei entwickelt sich feinfühlige innere Wahrnehmung -
    von früher Kindheit an lernen wir, uns auf die Außenwelt zu orientieren - innere Wahrnehmung und achtsames Erleben werden vernachlässigt. Daher ist es so wichtig, ein tiefes inneres Gewahrsein zu kulivieren, die innere Wahrnehmung zu schulen
  • mittels der Methoden losgelösten Beobachtens (sakshi-bhavana) und des inneren Erforschens (atma-vicara) ergründet und studiert man die Aktivitäten, Inhalte und Tendenzen des Geistes -
  • man kultiviert und stärkt gezielt die für innere Entwicklung förderlichen, aufbauenden Tendenzen des Geistes (yama-niyamas) und die spirituellen Eigenschaften wie Gelassenheit, freundliche Zuwendung, Mitgefühl, Gleichmut u.a.

Regelmäßige Praxis klärt den Geist allmählich von den sonst überlagernden 'Trübungen' - und Buddhis Funktionen wie klare Erkenntnis und weise Entscheidung werden zunehmend wirksamer.

Man ist daher bemüht, hinderliche Gewohnheiten zu klären und sein Leben zunehmend bewusst zu gestalten - indem man lernt eine bewusste Wahl treffen zwischen dem 'Richtigen', dem langfristig Förderlichen - und dem Bequemen und nur scheinbar oder kurzfristig 'Angenehmen'.

Das auf lange Sicht Gute, Richtige, Glückbringende - die Vernunft (shreyas, buddhi) -
und das vordergründig und kurzfristig Einfache, Bequeme oder Angenehme,
die Gewohnheit (preyas, samskaras) -
beide versuchen laufend, Zugang zum Menschen zu finden.
Katha-upanishad

Gewohnheitsbildung positiv nutzen

Der Prozess der Gewohnheitsbildung ist immer wirksam - auch in der Praxis der Yoga-Meditation. Praxis bedeutet, eine bestimmte Übung (inneren Prozess) regelmäßig über lange Zeit durchzuführen. Auf diese Weise bildet sich ebenfalls eine zunehmend stärkere, jetzt förderliche Gewohnheit aus.

Beispielsweise entwickelt sich durch regelmäßige Entspannungspraxis ein Entspannungsmuster anstelle belastender Spannungsmuster. Durch Mantra-Praxis wird im psycho-physiologischen System höher schwingende Energien wirksam, die allmählich bestimmte Veränderungen bewirken.

Da allerdings belastende, negative Prägungen und Gewohnheiten sehr tief im unbewussten Geist verwurzelt sind, verändert sich der Geist gewöhnlich nur langsam. Aus diesem Grund ist konsequentes Üben so wichtig - Geduld und Beständigkeit.

(Samvid)

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