Dekonditionierung des Geistes
Auszüge aus der Vortragsserie 'Meditation: Weg zum Höchsten Bewusstsein'
von Swami Veda Bharati
Teil 3
Meditation bedeutet Dekonditionierung
Man kann Meditation als Dekonditionierung bezeichnen. Unabhängig von der sozialen Position, die man einnimmt, erinnere dich stets daran: du bist du selbst - und alle Gegenstände, Situationen und Beziehungen sind dazu da, mit ihnen achtsam umzugehen, doch nicht um sich mit ihnen zu identifizieren.
Der Zustand der Meditation ist die Freiheit von allen falschen Identifikationen. Genau das ist mit Dekonditionierung gemeint. Kommt man aus seiner Meditation heraus, bist du ein Wesen des Lichts und des Friedens. Und das nimmt man mit in sein Alltagsleben.
Viele beginnen mit Meditation und hören damit wieder auf, weil sie sie nicht in ihr Leben integrieren. Es hat sich kein neues Wertesystem entwickelt. Sie empfinden Meditation als anstrengend, da sie die ganze Welt in ihrem Kopf tragen und in ihre Meditationspraxis mitnehmen. Und all diese Dinge verschwinden nicht einfach.
Wenn du dich für deine Meditationspraxis niederlässt, lass die Welt hinter dir. Beschäftige dich nicht weiter mit ihr. Die Welt wird sicherlich in 15 Minuten immer noch da sein, es gibt also nichts zu befürchten. All das, was dich gewöhnlich beschäftigt - lass es für diese Zeit hinter dir. Lass los, entspanne, sei dir deiner Atmung und eines einzelnen Gedanken bewusst - und bleib dabei.
Und nach deiner Meditation beobachte genau: die Dinge, die dich gewöhnlich beschäftigen und die auch während deines Übens immer wieder aufgetaucht sind - jetzt nach der Meditation bist du ein wenig ruhiger und stiller, als vor deinem Üben. Auch wenn in deiner Meditation viele Störungen aufgetaucht sind, so kannst du nach dem Üben einen Unterschied zu vorher feststellen. Lass dich also von diesen störenden, ablenkenden Gedanken nicht entmutigen. Und wenn du von deiner Meditation wieder aufstehst, so entschließe dich dafür, etwas von dieser gefundenen Ruhe mit in deinen Alltag zu nehmen.
Jeder hat Zeit für Meditation
Viele Menschen meinen, keine Zeit für das Meditieren zu finden. Ich stelle ihnen dann gerne die Frage, 'Nun gut, was tust du auf deiner Fahrt von hier nach Hause in deinem Auto?' Oder, 'Womit bist du beschäftigt, wenn du an der Haltestelle auf den Bus wartest?' Wie nutzt man diese Zeit. Die meisten Menschen stehen ungeduldig an der Haltestelle und fragen sich, 'Wann kommt er endlich?', sie betrachten die Einzelheiten der Haltestelle, schauen nach einer halben Minute wieder auf ihre Uhr, schauen um sich, 'Warum kommt der Bus immer noch nicht?', und so weiter. Diese Ungeduld wird den Bus nicht früher ankommen lassen. Du wartest und hast also Zeit. Nutze diese Zeit. Wenn dir drei Minuten zur Verfügung stehen, oder 15 Minuten - entspanne, spür deinen Atem, zähle ruhig deine Atemzüge. Sobald der Bus kommt, kannst du einsteigen. Doch warum die Zeit dazwischen verschwenden?
Wir haben also viel Zeit zur Verfügung. Die Entscheidung, die du zu treffen hast, ist eine Entscheidung über einen Lebensstil, eine Entscheidung, wie du deinen Geist nutzen willst.
Ein Beitrag zu positiven Entwicklungen in der Welt
Oft wird gefragt, 'Wie kann ich mit diesem Problem umgehen? Wie kann ich mit dieser Beziehung umgehen?', etc. Hier sprechen wir allerdings davon, wie wir mit unserem Geist umgehen können.
Man sollte den negativen Emotionen anderer Leute nicht gestatten, in sich selbst negative Emotionen hervorzurufen. Es ist ihr Geist, nicht deiner. Warum sollte man sich von der Gereiztheit, dem Ärger, der Wut von jemand anderem zu emotionalen Reaktionen hinreißen lassen?
Stattdessen kann man lernen, etwas dazu beizutragen, die Wut oder den Ärger anderer zu beruhigen. Hier beginnt unser Wirken für die Welt, für das Wohl anderer. Wenn ich ärgerlich oder wütend bin, bringe ich mehr Ärger oder Wut in diese Welt. Bin ich neurotisch, verstärke ich die Neurosen in der Welt. Bin ich friedvoll, bestärke ich das Friedvolle in der Welt.
In sich selbst Frieden zu finden ist das Selbstloseste, das ein Mensch für die Welt tun kann. Jemand, der innerlich voller Friede ist, wird durch seine Worte, durch seine Körpersprache Frieden verbreiten. Er spricht sanfter. In Konfliktsituationen steuert er positive Perspektiven und Einstellungen bei. Diese 15 Minuten oder diese halbe Stunde, die du mit dir selbst in Meditation verbringst, dient also nicht allein dir selbst. Diese Zeit ist ein sehr bedeutsamer Beitrag für dein ganzes Umfeld.
Regelmäßigkeit
Du solltest nach Möglichkeit eine feste Zeit für deine Meditationspraxis festlegen. Körper, Atem und Geist gehen durch bestimmte Rhythmen. Heute leben wir in einer Zeit, in der diese natürlichen Rhythmen weitgehend ignoriert werden. Ein fester Zeitpunkt für die Meditation wird im Rhythmus deines Lebens etwas verändern. Natürlich, einige haben wechselnde Arbeitszeiten, oder müssen beruflich viel unterwegs sein. In diesem Fall ist das so nicht machbar. Jedoch kann man im Rahmen des Machbaren versuchen, eine fixe Zeit für seine Praxis zu finden - einmal täglich für zwanzig, dreißig Minuten oder wie lange man möchte.
Zusätzlich sollte man sich untertags die Möglichkeit geben, ein- oder zweimal zu meditieren. Angenommen du meditierst morgens und findest in eine friedvollere Gemütsverfassung. Dann geht man hinaus in die Welt und die äußeren Bedingungen erzeugen Reibungen. Man sollte Möglichkeiten finden, dieser Tendenz zur Anspannung vorzubeugen. Schau, wo du untertags hier und dort für vier oder fünf Minuten Unterbrechungen einbauen kannst und gönne dir eine 'Atem-Pause'. Also eine fixe Meditationszeit für die reguläre Praxis - und untertags Unterbrechungen, damit sich keine Anspannungen aufbauen. Am Ende des Tages wirst du dich anders fühlen.
Der Ort der Praxis
Es ist sinnvoll, einen festgelegen Platz für seine regelmäßige Meditation zu haben. Geh also durch dein Haus, deine Wohnung, dein Apartment. Entspannt und mit gelöstem Geist geh durch deine Wohnung und schau, wo du dich am wohlsten fühlst. Wo empfindest du am meisten Harmonie? Dort solltest du deinen Meditationsplatz einrichten.
Wenigstens einmal täglich solltest du dort für die Meditationspraxis sitzen. An diesem Ort gestaltet sich eine veränderte Atmosphäre. Du kannst dort eine Kerze anzünden; wenn du das nicht magst, verzichte darauf. Wenn es dir zusagt, kannst du dort ein Bild oder eine Statuette einer heiligen Person aufstellen. Wer das nicht mag, verzichtet darauf. Gestalte diesen Ort so, dass du dich dort wohlfühlen kannst. Mit oder ohne Symbolen, mit oder ohne religiösen Bezug. Es sollte dein Platz sein, dein persönliches Heiligtum des Friedens und der Ruhe. Und wenn du diesen Ort für deine Praxis aufsuchst, so lass die ganze Welt hinter dir. Entspanne - du betrittst deinen Ort des Friedens. Sitze dort, solange du willst und so oft am Tag wie du willst.
Doch es gibt eine Regel: wenn du dort sitzt, bring nicht die Störungen der Welt mit dorthin. Gestalte eine friedvolle Atmosphäre um diesen Ort. Du entwickelst deine eigene Schwingung und Verbindung zu diesem Platz deiner Meditation. Und noch eine Regel: niemand anderer sollte dort sitzen. Es ist dein Ort.