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Die Ethik der Gefühle

von Swami Veda Bharati

Das Bestreben, seine Emotionen zu klären besteht vor allem darin, ein Gleichgewicht zwischen den Guṇas - Sattva, Rajas und Tamas - zu erreichen. Sattva sollte dabei die beiden anderen anleiten.

Selbsterforschung, Ātma-vicāra, ist ein weiteres Werkzeug, um seinen Geist zu reinigen.

Selbsterforschung und Selbsterziehung

Selbsterforschung bedeutet nicht, seine eigenen destruktiven Handlungen zu rechtfertigen:
'Oh, jeder hätte unter diesen Umständen die Beherrschung verloren', oder 'Ich habe nur versucht, jemandem den richtigen Weg zu weisen' - und dergleichen. Man hört einfach damit auf, für sich selbst solche Entschuldigungen zu finden.

Folgende Schritte sollten beachtet werden:

  • erstelle eine Liste mit deinen Schwächen, sie sind deine wahren Herausforderungen -
  • lerne verstehen, dass eine Schwäche eine noch nicht entwickelte Stärke ist. Identifiziere diese Stärke - und versuche sie aufzubauen.
    Intoleranz ist beispielsweise Toleranz, die nicht entwickelt und daher geschwächt ist. Baue also dein Toleranzniveau auf -
  • entscheide dich für eine oder zwei solcher Schwächen -
  • kultiviere die Entschlossenheit (Samkalpa), sie zu überwinden -
  • bleibe dabei Beobachter - übe dich in Achtsamkeit (Smṛti-upasthāna) auf die Zustände deines Atems, die Körperhaltung, deine Stimme, deine Wortwahl, deine Handlungen.
    Sie alle sind Hinweise auf deinen Geisteszustand - sowie darauf, inwieweit du Rajas und Tamas, den Störenfrieden des Geistes, unterworfen bist -
  • führe ein geistiges oder schriftliches Tagebuch über deine Fortschritte:
    heute ist es mir nicht gelungen; heute ist es mir teilweise gelungen, etc.

Mit der Zeit wirst du verstehen, wie weit du tatsächlich vom Ziel der Erleuchtung entfernt bist.

Sein Verhalten selbst bestimmen

Wie kann man erkennen, was richtig ist?
Frage dich selbst: ist es sattvisch? Hilft es mir, auf dem Weg Fortschritte zu machen?

Jeder Mensch besitzt potenziell die Fähigkeit, seine Gefühle, Empfindungen und Emotionen wählen und selbst zu bestimmen, welche man kultivieren will. Man muss einfach den Mut entwickeln, die alte, hinderliche Gewohnheit zurückzuweisen - und sich für eine neue Weise des Handelns zu entscheiden.

Frage dich also: was ist die alternative, die sattvische, die förderliche Verhaltensweise? Wie kann ich anstelle des Ärgers auf diese Situation reagieren?

Allmählich werden sich diese Fragen im Geist festsetzen. Sofern sie einen inneren Konflikt hervorrufen, ist Rajas noch dominant. Die sattvischen, klaren, inspirierenden Antworten erreichen uns wie eine sanfte innere Brise.

Die Entscheidung für ein Verhalten beginnt im Geist. Doch zuerst untersuche die Gedanken und Gefühle, die deine Verhaltensgewohnheiten bestimmen. Versuche nie, deinen Ärger zu unterdrücken. Nimm dir vor, ihn in Mitgefühl und Akzeptanz zu verwandeln. Du kannst beispielsweise Überlegungen anstellen, wie:

Diese Person ist auf mich wütend. Es sind ihre aus früheren Erfahrungen gespeicherten Schmerzen, die auf einen Auslöser, der vielleicht von mir ausgegangen ist, verrückt spielen.

Und hier kommt das Prinzip der Kultivierens des Gegenteils herein (Pratipakṣa-bhāvanam):

Welches sattvische Prinzip ist diesem rajasischen Zorn entgegengesetzt?
Ist es meine eigene innere Friedfertigkeit? Ist es das Mitgefühl für das Leiden anderer?

Und dann wende dieses Prinzip an - finde zu dem Platz des Friedens und des Mitgefühls in dir, und begegne dieser Person mit einem Lächeln, kommuniziere mit sanfter Stimme. Dein Lächeln und deine Zuwendung wird den Ärger des anderen abkühlen.

Sobald man das einmal erlebt hat, gewinnt man mehr Vertrauen, dass es tatsächlich möglich ist. Dies stärkt den Entschluss für die nächste Gelegenheit. So entwickelt man allmählich die geistigen Werkzeuge, die es dir ermöglichen, deine Entscheidungen zu ändern. Man kann es die Ethik der Gefühle nennen.

Es gibt keine Erleuchtung, keine Befreiung, ohne eine sanft, heiter und positiv gestimmte Person zu werden.

bindu 200

bindu yoga · meditation

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